Viele Jahre trug ich den sehnlichsten Wunsch mit mir herum, eine eigene Radierpresse zu besitzen. Aber Platz und Geld fehlten. Gestern, ja gestern war es nun endlich soweit: Ich habe mir eine Radierpresse gekauft. Ein Blick nur genügte, und ich habe mich in das gute Stück verliebt. 50 Jahre ist sie alt und 500 Kilogramm schwer. Nicht zu groß und nicht zu klein. Vollstahlwalze und Vollstahlschlitten. Gusseisernes Gestell und Sternradantrieb. Zustand: einwandfrei. Der Clou: Seit drei Monaten suche ich schon intensiv, und es stellte sich heraus, dass es verdammt schwer ist, so ein Teil aufzutreiben. Ich streute mein Anliegen in alle Winde. Nix. Ich erinnerte mich an einen alten Künstler, der mir vor Jahren schon erzählte, er habe eine Presse, die er verkaufen möchte. Ich recherchierte im Internet. Nix. Vor drei Tagen klingelte das Telefon und ein Herr am anderen Ende sagte mir, dass er eine Presse verkaufen möchte. Meine Telefonnummer hätte er über das Künstlerhaus Bethanien bekommen. Während des Telefonats stellte sich heraus, dass dieser Herr jener alte Künstler ist. Wir waren beide vollkommen aus dem Häuschen: "Sind Sie etwa diese junge Frau, die ", "Sind Sie etwa der Herr, der " Was eine Fügung! Und: die Presse steht nur zwei Straßen weiter. Vor lauter Aufregung habe ich glatt vergessen, Fotos zu machen. Aber das wird nächsten Samstag nachgeholt, wenn ich die Presse abtransportieren lasse. Dafür muss ich noch vier starke, besonnene Männer zusammentrommeln. Einen Fahrer samt kleinem LKW habe ich schon. Hach, wenn's nur endlich soweit wäre für den ersten Druck auf MEINER Presse! Das wird ein Fest, sach ick euch!! *tirilisummsumm*
Convi, kannst Du nicht bis nächsten Samstag bleiben? Du bist so schön groß und stark und besonnen. :klimper:
Nie mehr zerknitterte Wäsche! Freue mich auch für dich, ich weiß ja, wie lange das Ding schon in deinem Kopf war!
:devil: Fortan mach' ich mir den Spruch zu eigen: "Pass auf, sonst kommst de gleich unter die Presse, Du!" Danke, Oli. Ich gucke seit gestern Abend reichlich verklärt. Die Mundwinkel scheinen sich hinter den Ohren verhakt zu haben. *glucks*
Oh, dann ist es wohl doch besser, wenn Du nach Karlsruhe zurückfährst. Die Presse besteht zwar vorwiegend aus Stahl, aber für mich ist sie wie aus Meißner Porzellan, wenn Du verstehst, was ich meine. Ein unbesonnener Rempler gegen einen Pfosten, und ein Zacken des Zahnradbandes ist futsch. :crazy:
Da sieht man mal wieder, was bei starken(m) Pressen alles so heraus kommt! Auch von mir herzlichen Glückwunsch zur Erfüllung eines Herzenswunsches!
Radierung => (lat.) radere => kratzen, schaben, auskratzen, reinigen Die Radierung ist ein Tiefdruckverfahren, bei dem man auf mechanische oder chemische Weise Vertiefungen in eine Metallplatte (Kupfer, Zink, Alu) bringt. Mechanisch per Stichel oder Stahlnadel: (Kupfer-, Stahl-)Stich, Kaltnadel, Mezzotinto. Chemisch per Säure: Radierung=Linienätzung, Aquatinta=Flächenätzung, Vernis Mou, Reservage. Ist die Druckplatte (Druckstock) fertig bearbeitet, wird sie mit Druckfarbe eingeschmiert, dann sorgfälig ausgewischt, so dass nur noch in den Vertiefungen die Farbe steht und auf der Oberfläche ein Farbfilm verbleibt und dann wird die ganze Schose gedruckt und zwar auf einer Radierpresse. Auf den Druckschlitten wird die Platte gelegt, darüber ein feuchter Büttenkupferdruckkarton, zum Abpolstern ein Filz und dann wird der Druckschlitten durch die Walzen gefahren. Durch den hohen Druck nimmt das Papier die Farbe auf und fertig ist eine Radierung, Aquatinta oder eine Kaltnadel, die anschließend für vier Tage zwischen Trockenpappen gelegt wird. Einer der größten Radierer war Rembrandt. Aber auch Dürer hat neben dem Kupferstich schon Radierungen gemacht. Allerdings noch auf Eisenplatten, während Rembrandt die Radierung später erst wirklich zur Meisterschaft erhob und sie als künstlerisch graphische Drucktechnik salonfähig machte. Ausführlicher und bebildert erklärt es auch die Druckstelle. Gleich oben sieht man eine Radierpresse. Zum Unterschied zwischen Hoch-, Tief- und Flachdruck:
Thine: Du wohnst doch ziemlich weit oben, unter dem Dach? Ohne Aufzug? Oder kommt das gute Stück in Dein Atelier, ebenerdig, mit Laderampe? Nur so aus Neugier gefragt. Und herzliche Gratulation! Deine Geschichte beweist einmal mehr sehr schön: Gedanken sind Kraft. Ich habe das schon mehrmals selber erleben dürfen, dieses Schwangergehen mit einer Vision, und plötzlich wird Realität, was fast undenkbarer Traum war. Es hat wohl auch damit zu tun, dass Du durch die lange gedankliche Vorbereitung die sich bietende Chance sofort erkannt hast was sonst eben nicht der Fall gewesen wäre. Und ein bisschen Mystik ist auch dabei. Mein Lieblingssong, schon etwas bejahrt: "You Can Get It, If You Really Want But You Must Try"
try and try, try and try and youll succeed at last. So, ganz toll. Jetzt bekomme ich den Ohrwurm nicht mehr aus dem Ohr. Danke!