1. Liebe Forumsgemeinde,

    aufgrund der Bestimmungen, die sich aus der DSGVO ergeben, müssten umfangreiche Anpassungen am Forum vorgenommen werden, die sich für uns nicht wirtschaftlich abbilden lassen. Daher haben wir uns entschlossen, das Forum in seiner aktuellen Form zu archivieren und online bereit zu stellen, jedoch keine Neuanmeldungen oder neuen Kommentare mehr zuzulassen. So ist sichergestellt, dass das gesammelte Wissen nicht verloren geht, und wir die Seite dennoch DSGVO-konform zur Verfügung stellen können.
    Dies wird in den nächsten Tagen umgesetzt.

    Wir danken allen, die sich in den letzten Jahren für Hilfesuchende und auch für das Forum selbst engagiert haben.

Sturm auf Schule…

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von 2112, 3. September 2004.

  1. pewe2000

    pewe2000 New Member


    Na gut, mein schwarzgefiederter Freund, Du hast es nicht anders gewollt!
     
  2. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Lass mich raten, du strebst nach dem großem Arschloch am blauen Band? Eine der letzten bedeutsamen Auszeichnungen im Internet.
    :party:
     
  3. gratefulmac

    gratefulmac New Member

    >>Dass war nicht eine Antwort zur Lösung eines komplexen Problems, dass war eine Antwort auf deine Unwissenheit.<<

    Achso.

    Na dann danke, das Du mich an deiner Wissenheit teilhaben läßt.
     
  4. Necromantikerin

    Necromantikerin New Member

    "hoffentlich schicken sie den Putin endlich in die Wüste"...

    wenn ich so einen Müll wieder lese...
     
  5. Convenant

    Convenant Haarfestiger

  6. Macziege

    Macziege New Member

    Das ist doch alles nicht neu und ich würde niemand eines Verbrechens bezichtigen, wenn er persönlich die Verusacher der ihm zugefügten Ungerechtigkeiten zur Verantwortung zieht.

    In diesem Thread geht es aber um Unschuldige, Kinder wie Erwachsene, selbst die ärmsten in der betroffenen Region.

    Wer meint, sich an solchen Menschen in der vorgekommenden Weise rächen zu dürfen, ist nicht besser als diejenigen, die ihnen Unrecht getan haben. Dafür würde ich niemals Verständnis aufbringen. Und darum geht es letztendlich doch.
     
  7. Thine

    Thine mit Eisenschwein

    Mit Verlaub, aber diesen Schuss Sozialdarwinismus halte ich für pervers, ganz besonders in diesem Zusammenhang. Das "Naturgesetz", wie Du es beschreibst, mag bei den "nicht denkenden", "nicht zivilisierten" Tieren gelten, angewandt auf die Menschheit impliziert es die (programmatische) Absage an jede Humanität. Es hieße, leben auf Kosten der Mitmenschen, und zwar aktiv und mit Vorsatz. Und dies soll ein "Naturgesetz" der menschlichen Zivilisation sein? Dieses "Naturgesetz" soll die Mittel heiligen vs. akzeptieren, durch die andere Menschen Schmerz und Tod erleiden, nur weil es dem eigenen Zweck dient? Das hast Du sicher so nicht gemeint, aber dieses "matter-of-fact"-Denken halte ich für mehr als bedenklich.
     
  8. Delphin

    Delphin Weltverbesserer

    Hallo,

    ich habe noch ein paar Infos, wie die Militäranalytiker und Kommentatoren hier die Sache sehen.

    Putin wollte ganz sicher nie eine Verhandlungslösung. Verhandlungen und vielleicht sogar freier Abzug sind für ihn Zeichen der Schwäche (er beizeichnet die militärische Leistung bei der Geiselnahme ja schon als Zeichen der Schwäche, als ist eine friedliche Lösung ganz sicher eine grosse Schwäche für ihn). Der Sturm auf die Schule war von Anfang an geplant. Wir werden wohl nie erfahren, ob der Sturm vom Freitag Nachmittag der geplante war oder ob es wirklich zu der offiziel beschriebenen Eskalation kam und Truppen unvorbereitet angreiffen mussten.

    Auf alle Fälle zeigen die Parallelen zur Geiselnahme im Theater Nord-Ost, dass der Kreml nichts gelernt hat oder glaubt lernen zu müssen und seine Bereitschaft, die eigenen Bürger zu opfern, immer noch sehr gross ist.
    Mit Parallelen meine ich die Informationspolitik (dagegen wird sogar schon in Russland Kritik laut) und die Vorbereitung des Angriffs (z. B. Befehlschaos, keine medizinische Versorgung vorbereitet).
    In den polnischen Medien wird als Vergleich zur Unfähigkeit der russischen Behörden die Besetzung der japanischen Botschaft in einem südamerikanischen Land vor einigen Jahren angeführt, die auch gestürmt wurde, aber bei diesem Sturm floss wenig Blut.



    Ich habe vergessen, wie der Konflikt in Tschetschenien eigentlich begann, und was dann am Schluss die Kriege auslöste. Ich glaube, um Erdöl ging es zuletzt. Es ging um Staatsraison. Wenn man Tschetschenien in die Unabhängigkeit entlassen hätte wären auch andere Teilrepubliken aufmüpfig geworden. Der Wunsch nach Unabhängigkeit gründete auf der anderen Religion (Islam) und der anderen kulturellen Identität.
    Irre ich mich, oder liegt der ganze erste Krieg in der Amtszeit von Boris Yelzin?

    Nach einer so langen Zeit der Gewalt gibt es wohl kein Gut und kein Böse mehr, es gibt nur noch Täter und Opfer auf beiden Seiten. Und aus den Opfern werden aufgrund der Erlebnisse wieder Täter. Und die Rebellen sind ja auch gespalten. Werden die nach einem Abzug der Russen wirklich die Waffen niederlegen oder dann sich selbst bekämpfen? Denn es geht ja nicht nur um den ethnischen Konflikt, sondern auch um die Geschäfte (Schmuggel aller Art in grossem Stil), die sich in dem Chaos besser abwickeln lassen, oder bin ich hier völlig falsch gewickelt?

    Es fielen auch ein paar Bemerkungen zum russischen Selbstverständnis. Ich kann nicht viel dazu sagen, aber meine wenigen Kontakte (Touristen in schweizer Ferienorten, die ich mir nicht leisten kann, oder Russen, die auch in Wien lebten) mit diesen Landsleuten haben mir das Bild einer ungebildeten, egozentrischen, überheblichen und arroganten Gesellschaft vermittelt. Vielleicht wird man automatisch so, wenn man Jahrhunderte lang rückständig und unterdrückt war (zuerst die Zaren, dann die rote Diktatur und jetzt Putin).
    Ich fürchte den Vorwurf des Sozialdarwinismus nicht, deshalb gebe ich hier eine Ansicht zu Protokoll, die ich seit Jahren in mir trage: im Schnitt (Ausnahmen bestätigen die Regel) sind die Russen nach den Amerikanern das zweitdümmste Volk dieses Planeten. Diese Ansicht hatte ich schon, bevor ich aus der Schweiz ostwärts zog. Und wenn einer etwas gutes über die Russen hören will, dann soll er keinen Polen fragen ....

    Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, den Konflikt der einzelnen Forumsmitglieder zu verstehen, aber es erleichtert mir das lesen der Beiträge schon, wenn ich keine Beschimpfungen drin vorfinde. Könnt Ihr das nicht über ICQ machen? Und einen Text fünf Minuten stehen lassen, Euch ein bisschen beruhigen, nochmals durchlesen und evtl. korrigieren falls nötig, bevor Ihr ihn abschickt?

    Viele Grüsse,
    Delphin
     
  9. akiem

    akiem New Member

    Warum sie morden
    Von Mainat Abdulajewa

    04._September_2004_


    GROSNYJ, 3. September. Die Schule in Beslan ist gestürmt, zur Zeit der Niederschrift dieses Artikels sind bereits fünf tote Kinder gefunden worden. Der tschetschenische Terrorismus hat einen neuen grausamen Höhepunkt erreicht. Gleich zu Beginn der Geiselnahme hatten sich in der Schule zwei Frauen unter den Terroristen, die von den russischen Medien als "schwarze Witwen" bezeichnet werden, sich selbst aber "Schahid" nennen, selbst in die Luft gesprengt; mit ihnen starb eine noch unbekannte Zahl von Opfern. Woher kommen diese Terroristinnen? Ein Rückblick gibt Antwort.

    Eine junge Frau drängte sich am 10. Juni 2000 durch die Menge und faßte den russischen General Rassul Gadschijew beim Arm. "Kennen Sie mich noch?" fragte sie. Im nächsten Moment gab es eine gewaltige Detonation. Der General und acht seiner Leibwächter waren auf der Stelle tot. Dazu ein Dutzend Verletzte mit Splitterwunden. Auch die Frau selbst kam ums Leben.

    Eine neue Form von Krieg

    Ajsa Gasujewa, zweiundzwanzig Jahre alt, aus Urus-Martan in Tschetschenien, war die erste tschetschenische Selbstmordattentäterin. Was die schöne grünäugige Frau mit dem Sprengstoffgürtel um den Leib vor die Militärkommandantur von Urus-Martan geführt hatte, war der Verlust von sechzehn ihrer nächsten Verwandten, getötet von russischen Militärs in knapp einem Jahr seit Beginn des Krieges - darunter ihr Mann, zwei Brüder, eine Schwester, mehrere Cousins und Neffen. Ajsas Mann, der den Rebellen angehörte, war verwundet und gefangengenommen worden; noch am selben Tag stattete General Gadschijew, der Militärkommandant von Urus-Martan, ihm im Bezirkskrankenhaus einen Besuch ab. Er hatte keine Fragen an den Patienten, trat vor ihn hin und bohrte ihm das Bajonett in die Brust.

    Danach war es Ajsa zweimal geglückt, bei ihm vorzusprechen und um Herausgabe der Leichname ihres Mannes beziehungsweise des Bruders zu bitten, doch Gadschijew ließ sich nicht erweichen. Beim letzten Besuch versprach er ihr unter Zeugen, sie bei lebendigem Leibe einzugraben, sollte sie es wagen, ihm noch einmal unter die Augen zu treten. Danach hatte die Frau ihr Zuhause verlassen, war zwei Wochen lang nicht gesehen worden. Bis sie am Morgen des 10. Juni 2000 vor dem Tor der Kommandantur auftauchte.

    So begann in Tschetschenien eine neue Form von Krieg - der Krieg der Selbstmordattentäter. Menschen, die zu sterben bereit sind, wenn sie andere mit in den Tod reißen und so persönliche Rache nehmen können.

    Die öffentliche Meinung in Rußland hat über die Attentäterinnen klare Vorstellungen

    In den fünf Jahren seit Ausbruch des zweiten Tschetschenien-Krieges haben Dutzende Menschen, unter ihnen Frauen, diesen Akt der Verzweiflung begangen. Sie setzten sich ans Steuer sprengstoffbeladener Autos und drangen damit auf das Gelände irgendeines der zahlreichen Militärstützpunkte vor, sie zündeten ihre Sprengstoffgürtel in Sportstadien und auf Bahnhöfen, in Bussen und an Haltestellen. Sie besetzten im Oktober 2002 das Musical-Theater "Nord-Ost", nahmen Zuschauer als Geiseln, und sehr wahrscheinlich waren es tschetschenische Frauen, die in der vergangenen Woche auch die beiden russischen Flugzeuge zum Absturz gebracht haben.

    Die öffentliche Meinung in Rußland hat über die Attentäterinnen klare Vorstellungen, und sie wird von den staatlichen Medien darin bestärkt: Schahid, das seien Zombies, die von Ideologen des Islamismus um den Verstand gebracht worden sind. Aber man muß die persönlichen Schicksale dieser Frauen kennen, um zu verstehen, wie sie, die früher ein vollkommen normales Leben führten, Mütter von Kindern, Ehefrauen, sich zu einem solch verheerenden Schritt entschließen können.

    Dieses von Ausweglosigkeit und purer Verzweiflung gezeichnete Phänomen ist eine unmittelbare Folge der Vorgehensweisen des russischen Militärs, das Ortsansässige auf den bloßen Verdacht hin, den Mudschahedin anzugehören, ohne Ermittlung, ohne gerichtliches Urteil verschleppt, wenn nicht gleich erschießt. Manchmal auch einfach so, ohne jeden Verdacht.

    Die Rache für ungezählte Tote

    Fünf Jahre nach Kriegsbeginn erhält Rußland die schreckliche Quittung für sein Handeln. Die massenhaften Verbrechen, verübt im Namen des Kampfes gegen den Weltterrorismus auf dem Boden der winzigen Republik Tschetschenien, sind in Rußlands Städte zurückgekehrt - in Form von wohldurchdachten militärischen Operationen und Terrorakten einzelner. In Tschetschenien selbst, von dem der Kreml seit Jahren verkündet, daß der Frieden wiederhergestellt sei, ist der Widerstand keineswegs erlahmt, er wird im Gegenteil immer massierter und organisierter. Rußlands Machthaber können nun nicht mehr so tun, als bemerkten sie das nicht, und weiterhin Wahlen inszenieren, wie die vom August, wo in Abwesenheit jeglicher internationaler Beobachter gewählt wurde. Die tschetschenische Bevölkerung ignorierte diese Abstimmung weitgehend. Was das Staatliche Wahlkomitee nicht davon abhielt zu verkünden, mehr als achtzig Prozent der Tschetschenen hätten die Wahllokale aufgesucht.

    Seit vielen Jahren wetteifern die russischen Fernsehkanäle darin, den Wiederaufbau der tschetschenischen Volkswirtschaft in den rosigsten Farben zu schildern, möglichst viele Reportagen von Ernterekorden auf Tschetscheniens Kornfeldern auszustrahlen. In Wirklichkeit sind diese Felder vermint und von Leichen übersät; der Krieg, ins sechste Jahr gehend und darin bereits dem Zweiten Weltkrieg vergleichbar, wird von beiden Seiten mit immer noch zunehmender Erbitterung geführt. Ein Ausweg ist für die nächsten Jahre kaum zu erwarten - falls Präsident Putin nicht doch noch die Einsicht gewinnt, daß seine Kaukasuspolitik Hunderttausende unschuldiger Menschen das Leben kostet. Beileibe nicht nur Tschetschenen, am Krieg beteiligte wie unbeteiligte, sondern längst auch die eigenen Landsleute, die ihn gewählt haben.

    "Mit Terroristen wird nicht verhandelt!" verkündet Putin nach jedem neuen Vorstoß tschetschenischer Rebellen. Und so geht der Krieg weiter, und die Zahl der Opfer nimmt zu.

    Daß in Tschetschenien zahllose unschuldige Menschen sterben, ist für Rußland nicht das Hauptproblem - daran hat man sich gewöhnt, scheint es auch für unvermeidlich zu halten. Nun aber wächst sich dieser Krieg langsam, aber sicher auf das ganze russische Territorium aus. Die jüngsten Ereignisse in ihrer traurigen Aufeinanderfolge lassen keinen Zweifel mehr zu, daß sie im Zusammenhang mit dem Krieg in Tschetschenien stehen, den zu beenden Rußland sich nicht in der Lage sieht. Die Crux ist, daß sich kein Krieg über einen derart langen Zeitraum unter der Decke halten, auf einen Status quo begrenzen läßt. Solange nicht eine der beiden Seiten unterliegt, breitet er sich zwangsläufig aus, erfaßt ein immer größeres Gebiet, immer mehr Menschen. Die Militäroperation, die den Terrorismus in Tschetschenien ausmerzen sollte, hat dazu geführt, daß ganz Rußland zum Kriegsschauplatz geworden ist.

    Als Mowsar Barajews Kommando das Moskauer Musical-Theater besetzte, waren achtzehn Frauen dabei, die sämtlich ihre Angehörigen im Krieg verloren hatten. Eine von ihnen, die alle Welt während der Geiselnahme im Fernsehen sah, war die zweiundzwanzigjährige Asset aus einem Vorort von Grosnyj. Vor Ausbruch des Krieges hatte sie an der hiesigen Filiale einer Moskauer Privathochschule studiert und wollte Buchhalterin werden. Im Februar 2000 waren russische Soldaten in das von den Rebellen aufgegebene Grosnyj eingezogen und hatten Assets siebzehnjährigen Bruder getötet. Es gab keine Anschuldigungen - man zerrte ihn aus dem Keller, wo er sich mit anderen Zivilisten versteckt gehalten hatte, und erschoß ihn vor den Augen Assets. Anderthalb Jahre später fuhren eines Nachts bewaffnete Unbekannte in Panzerwagen vor Assets Haus und nahmen ihren Mann mit, einen achtundzwanzigjährigen Chirurgen im städtischen Krankenhaus, der seither verschollen ist.

    Die anderen Geiselnehmerinnen im Musical-Theater hatten vergleichbare Schicksale. Alle hatten sie ihre Männer, Brüder, Kinder verloren oder Folter und Gewalt durch russische Soldaten am eigenen Leib erfahren.

    Alle Russen gelten als schuldig

    Wörtlich bedeutet Schahid: "der für den Glauben Gefallene". Der Islam untersagt den Suizid, doch gibt es eine Reihe Faktoren, die diesen in Friedenszeiten unverrückbaren Grundsatz außer Kraft setzen können. Krieg ist einer davon. Der Tod eines Schahid ist kein herkömmlicher Fall von Selbstmord, wo ein Mensch eine Rechnung mit sich selbst begleicht. Hier leistet der Rachegedanke den entscheidenden Antrieb, der Wunsch, die Gerechtigkeit wiederherzustellen, und sei es um den Preis, daß Unschuldige ihr Leben lassen müssen. Denn jene, um derentwillen diese Frauen Rache üben, traf auch keine Schuld. Und darum, so meinen sie, habe sich jeder, der teilnahmslos und schweigend die Verbrechen geduldet hat, wie sie über Jahre in Tschetschenien verübt wurden, mitschuldig gemacht und verdiene die Rache.

    Jedesmal nach einem Terrorakt unter Beteiligung einer Selbstmordattentäterin mahnen die russischen Medien zu besonderer Wachsamkeit. Manche von ihnen geben spezielle Ratschläge, wie man sich im Falle eines Sprengstoffanschlags am besten schützt und woran man einen weiblichen Schahid erkennt. Als äußere Merkmale werden schwarze Kleidung und die für Muslime typischen Kopfbedeckungen genannt. In Wirklichkeit läßt sich eine Frau, die einen Sprengstoffgürtel trägt, kaum erkennen. Sie hebt sich nicht ab in der Menge, und natürlich geht sie nicht im Parandscha, nicht verschleiert. Eine, die sich psychisch für den Tod gerüstet hat, schert sich nicht mehr um islamgerechte Kleidung, Kopftuch und dergleichen. All ihr Bestreben wird im Gegenteil darauf gerichtet sein, sich nicht vom Durchschnittsbürger zu unterscheiden, um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auch die Behauptung, man könne einen Schahid an seiner Nervosität erkennen, ist wirklichkeitsfremd: Haben sich diese Menschen doch längst von allem Weltlichen gelöst und sehen ihren Tod als Akt der Läuterung und Aufopferung. Zu sterben ist für sie ein heiliger Akt, weshalb sie ihn zumeist kühlen Blutes vollziehen.

    Damals, als die Welt die Tragödie im Moskauer Musical-Theater mitansehen mußte, unterhielt sich die dreiundzwanzigjährige Philologie-Studentin Tamila aus Grosnyj mit ihrer Mutter: "Hätte ich gewußt, daß Barajews Kommando diesen Überfall plant, ich wäre mit dabei." Als die schockierte Mutter einzuwenden versuchte, es handele sich bei den Geiselnehmern doch immer um Kriegsgeschädigte, Menschen, die ihre Nächsten verloren hatten, sagte ihr die Tochter: "Soll ich etwa warten, bis sie jemanden aus unserer Familie töten, um Rache üben zu dürfen?"

    Tamila mußte nicht lange warten: Im März 2003 entführten die Militärs ihren Bruder, sein Schicksal ist unbekannt. Vier Wochen später verschwand auch sie. Keiner weiß, wo sie steckt. Möglicherweise wurde auch Tamila verschleppt. Doch kann es ebensogut sein, daß sie unter jenen ist, die nun die Schule im ossetischen Städtchen Beslan überfielen.

    Aus dem Russischen von Andreas Tretner. Die Autorin, Jahrgang 1974, arbeitet als Journalistin in Grosnyj für die Zeitung "Nowaja gaseta" und für Radio Liberty.
     
  10. Macziege

    Macziege New Member

    @Delphin

    Alles reine Spekulationen,

    >>>Militäranalytiker und Kommentatoren hier die Sache sehen<<<

    hier fehlt die Quellenangabe.

    Was sollen solche, angebliche autentische Berichte. Ich habe nichts dagegen, wenn einer seine Meinung sagen will, dann soll er sie aber auch als solche kennzeichnen.

    Und damit das klar ist, ich bin auch gegen die Politik des Kreml, aber ich hasse es, wenn über ernste Themen nur gelabert wird. Fakten, nur Fakten sind für mich interessant.

    Gruß
    Klaus
     
  11. akiem

    akiem New Member

    Vorgeschmack auf weitere Kriege
    um Gas und Öl
    - Ein Interview mit Hermann Scheer zum Krieg um Tschetschenien -

    Der Tschetschenien-Konflikt liefert nach Ansicht des SPD-Bundestagsabgeordneten und alternativen Nobelpreisträgers Hermann Scheer einen Vorgeschmack auf brutal eskalierende Ressourcenkriege.

    FRAGE: Herr Scheer, Sie sehen den Einsatz russischer Truppen in Tschetschenien weniger als einen Krieg gegen Banditen und Mörder, als um Ressourcen?

    HERMANN SCHEER: Der Tschetschenien-Krieg ist Teil eines zunehmenden Ressourcenkonfliktes. Das war schon im ersten Tschetschenien-Krieg der Fall. Auch damals war es zu vereinfachend, von einem Befreiungskampf eines kleinen Volkes gegen das große zu sprechen. Es ging vor allem um die Frage, wer den Zugriff auf die direkt durch Grosny verlaufende Erdölpipeline und damit eine Beteiligung an den Einnahmen hat.

    FRAGE: Und heute?

    SCHEER: Was gegenwärtig in Tschetschenien stattfindet, erscheint als Aufflackern des politischen Islamismus. Doch das ist geschürt. Solche Stimmungen sind von Nutzen bei dem Vorhaben, die kaukasischen und transkaukasischen Erdöl- und Erdgasquellen privilegiert zu erschließen - unter Ausgrenzung der russischen Interessen. Jüngstes Beispiel ist der in Gegenwart von US-Präsident Bill Clinton geschlossene Vertrag zwischen der Türkei, Aserbaidschan und Georgien über den Bau einer Pipeline von Baku nach Ceyhan.

    FRAGE: Kasachstan und Turkmenistan sicherten auf dem OSZE-Gipfel in Istanbul zu, ihr Öl über diese neue Route zu liefern.

    SCHEER: Wenn Russland völlig aus dem Spiel gebracht wird, weil seine Pipelines nicht mehr benutzt werden und ihm Einnahmen verloren gehen, führt das zu einer Störung das Verhältnisses mit Russland. Dadurch dass Regionen, die früher zur Sowjetunion gehörten, als westliches Interessengebiet definiert werden, weil es dort Ressourcen gibt, verliert man einen konstruktiven Einfluss auf die russische Regierung. Schon jetzt sind die Öl- und Gasförderländer Kaukasiens und Transkaukasiens Nato-Kooperationsländer - mit der Option auf eine spätere Mitgliedschaft. Das treibt Russland in eine sich radikalisierende Position.

    FRAGE: Damit birgt die Region um das Kaspische Meer, in der eines der weltweit größten Erdölvorkommen von rund 200 Milliarden Barrel Öl vermutet wird, erhebliches Konfliktpotenzial?

    SCHEER: Das zeigten schon die Vorfälle innerhalb Georgiens, zwischen Aserbaidschan und Armenien um die Enklave Berg-Karabach und in Tadschikistan, wo nach außen zwei Clans um die Macht kämpfen. Es geht dort längst um Ressourcen. Es wird so getan, als gäbe es einige irrationale Glaubensführer und ein paar orthodoxe Altkommunisten, die um den politischen Einfluss kämpfen. Hinter all diesen Konflikten steckt - wer auch immer daran partizipiert - der Kampf um die Beteiligung am Ressourcengeschäft, dem größten Geschäft der Welt.

    FRAGE: Wo drohen weitere Gefahren?

    SCHEER: Der Tschetschenien-Krieg liefert nur einen Vorgeschmack auf künftig eskalierende Ressourcenkonflikte. Die Kurve der abnehmenden Verfügbarkeit fossiler Reserven und jene des steigenden globalen Verbrauchs kreuzen sich aller Voraussicht nach zwischen 2030 und 2040. Das sind die Weltkrisenpunkte. Es muss alles darangesetzt werden, dass wir sie nicht erreichen. Sonst kommt es zu zahllosen lokalen Konflikten, die eine Region nach der anderen ins Chaos stürzen. Auch werden China und Indien, die zusammen mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung stellen und einen riesigen Importbedarf an Energie mit zweistelligen Zuwachsraten haben, nicht zulassen, dass sich die Länder Westeuropas und die USA, die heute schon 75 Prozent der Weltressourcen verbrauchen für 10 Prozent der Weltbevölkerung, auch noch der letzten Ressourcen vor ihrer Haustür bedienen.

    FRAGE: Sondern?

    SCHEER: China und Indien werden versuchen, dagegen einen Machtfaktor zu bilden zusammen mit Russland. Das sind drei Atommächte, die zusammen 40 Prozent der Weltbevölkerung stellen. Ich befürchte seit einigen Jahren das Entstehen eines Dreierbündnisses. Primakow hat das nun vor wenigen Wochen vorgeschlagen. Logische Konsequenz wäre eine nach Asien verschobene Neuauflage einer Blockkonfrontation zwischen Amerika und Europa einerseits und der eurasischen Region andererseits, die zum Hauptkampfplatz um die zur Neige gehenden Ressourcen werden könnte und zugleich ein Nord-Süd-Konflikt ist.
     
  12. akiem

    akiem New Member

    es geeht immer um rohstoffe für die unersättlichen "reichen" länder.

    lob für putin - öl für schröder.
    plötzlich sind massaker, säuberungen, töten von kindern und frauen, für schröder kein problem.

    ----

    nach vielen vorliegenden Berichten und Zeugenaussagen wurden Zivilisten tschetschenischer Nationalität, aber auch Angehörige anderer Volksgruppen überall im Land wahllos von russischen Truppen einzeln oder in kleineren oder größeren Gruppen getötet. Russische Soldaten feuerten auf Zivilisten an Bushaltestellen, auf Menschenansammlungen in Straßen und auf Märkten oder in Moscheen. Sie ermordeten Menschen bei Hausdurchsuchungen und Plünderungen, Frauen nach Vergewaltigungen. Sie setzten Flammenwerfer und Handgranaten gegen Kinder, Frauen und unbewaffnete Männer ein, schossen auf Busse, auf zu Fuß flüchtende Menschengruppen, auf Flüchtlinge in Einzelfahrzeugen oder Konvois. Die Leichen der Ermordeten wurden häufig mit Benzin übergossen, verbrannt und in Massengräbern verscharrt, oder die Häuser, in denen die Toten lagen, wurden in die Luft gesprengt.

    Menschenrechtsorganisationen und westliche Medien haben über eine Reihe von größeren Massakern berichtet, denen viele hundert Tschetschenen zum Opfer gefallen sind. Derartige Massenmorde wurden u.a. in Alkhan-Jurt, in Staropromylowski bei Grosny, in Katyr-Jurt und in Aldi bei Grosny begangen. Vielfach wurden auch schwer verwundete tschetschenische Kämpfer liquidiert. Die amerikanische Hilfsorganisation "Ärzte für Menschenrechte" hatte am 27.2.2000 erklärt, die Hälfte von 326 befragten tschetschenischen Vertriebenen hätten über Erschießungen von Zivilisten berichtet. GfbV
     
  13. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    SPIEGEL ONLINE: Warum gibt Russland nicht einfach Tschetschenien auf?

    Segbers: Neben emotionalen und sentimentalen Gründen gibt es andere Punkte: Geschichtlich gehörte das Land zur Sowjetunion, und nach dem Fall des Systems haben sich alle ehemaligen Unionsmitglieder und Satellitenstaaten abgelöst. Nun will man nicht auch noch die russischen Teilrepubliken aufgeben. Außerdem könnte eine erfolgreiche Abspaltung ein Vorbild für Inguschien und Dagestan werden. Ich bin auch sicher, dass sich die Geiselnehmer und ihre Unterstützer nach einer möglichen Unabhängigkeit nicht zur Ruhe setzen würden und versuchen würden, gottesstaatsähnliche Gebilde auch in der Nachbarschaft zu etablieren. * Schließlich müssen diese Gruppen nicht über Geldmangel klagen - finanziert werden die Kämpfer im Nordkaukasus von frommen Stiftungen aus Jemen und Saudi-Arabien.


    *Fettes von mir gefettet. Und der Blut-für-Öl-Scheer-Schwätzer ist mir hinreichend bekannt... Nur eine (1) Anmerkung dazu: bevor es zu dem Dreierpakt China-Indien-Russland kommt, werden wir eher einen erbitterten Kampf unter- und miteinander um die "Leader"-Rolle erleben.
     
  14. akiem

    akiem New Member


    dann nimm halt die friedens ag der uni kasssel wenn dir der schwätzer nicht passt. http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Kaukasus/Welcome.html es geht immer ums öl und nicht irgendwelche gotteskrieger und eine handvoll religionsfanatiker.
     
  15. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    ...und dann noch die "Hausfrauen für den Frieden"... und die "Rote Fahne für die Freiheit der Frösche"...
     
  16. Macziege

    Macziege New Member

    Islamische Medien über das

    Geiseldrama
    Aber wird sich desshalb etwas ändern? Die Radikalen unterstützen in Word und Tat den Terrorismus und werden eher durch solche Taten aufgestachelt.
     
  17. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Wir werden noch öfter Anlaß haben, diese Diskussion zu führen. So viel steht leider fest.

    Die russischen Soldaten in Tschetschenien werden jetzt noch schlimmer wüten, was die Terroristen zu noch schlimmeren Attentaten verleiten wird, woraufhin die russischen Soldaten...

    Das erinnert erschreckend an die Situation in und um Israel.
    Stimmen der Vernunft gibt es kaum noch und wenn doch, sind sie so leise, daß keiner sie mehr hört, hören will.
     
  18. Macziege

    Macziege New Member

    Ja, wenn!!! Schon mal darüber nachgedacht, wie man das hinkriegen könnte?:eek:
     
  19. Delphin

    Delphin Weltverbesserer

    Hallo Akiem,

    ist diese Wahl vom August, die ohne unabhängige Beobachter gelaufen sein soll, jene vom letzten Wochenende? Dann ist das falsch. Zumindest der Europarat hat seine Beobachter unter der Leitung des Schweizer Abgeordneten Andreas Gross gesandt. Der Bericht wird dem Europarat im September vorgelegt aber bereits jetzt weiss man, dass der Bericht an den Wahlen kein gutes Haar lassen wird.

    Wann ist dieses Interview mit dem Scheer gemacht worden? "US-Präsident Bill Clinton" lässt darauf schliessen, dass es schon über vier Jahre alt ist?

    @ Macziege
    Hier ein paar der Kritiker:
    - Marek Belka, Premierminister der Republik Polen;
    - Slavomir Petelicki und Roman Polko , ehemalige Kommandanten der Spezialeinheit der Armee zur Terrorbekämpfung GROM;
    - Leszek Drewniak, Krzystof Karolczak und Barlomiej Sinkiewicz, der Erstere ehemaliges Mitglied der GROM, der Zweite Terrorspezialist an der Universität Warschau und der Dritte Osteuropaspezialist;
    - Jacek Cichocki, Direktor des Zentrums für östliche Studien in Warschau.

    Viele Grüsse,
    Delphin
     
  20. maiden

    maiden Lever duat us slav

    Im Ernst, Schlaumeier? Welche Wahrheit meinst du denn? Etwa die, daß Russland in Tschetschenien seit Jahrenden einen grausamen Krieg führt, in dem die gleichen schrecklichen Taten verübt werden, wie sie Tschetschenische Geiselnehmer "möglicherweise" an ihren Opfern verübt haben?
    Achtung: da ich in deinem hanswurstigen Geschwafel erkannt zu haben glaube, daß du einer dieser Vereinfacher bist, die jene, die nach Erklärungen für solcherlei Taten suchen, gerne in die Ecke der Verharmloser stellst oder ihnen unterstellst, sie brächten Verständnis für die Ermordung von Kindern auf, sei dir gesagt: das Wort "möglicherweise" bezieht sich auf die (wird dir nicht gefallen) TATSACHE, daß man russischen Medien und russischen Regierungsvertretern nicht alles glauben sollte, was sie der übrigen Welt als Wahrheit verkaufen. Denn auch sie stricken sich in diesem Konflikt die Wahrheit so zurecht, wie sie es brauchen, damit die Augen der Welt das Grauen in Tschetschenien etwas verschwommener oder eben gar nicht sehen. Manchmal wird der Blick darauf auch durch die von dir genannten Scheuklappen und Bretter verbaut. Nimm sie runter und du siehst mehr als nur die kleine Welt einer Geiselnahme in einer Schule mit möglicherweise hunderten Opfern, von denen auch du nicht weißt, wer sie auf dem Gewissen hat.

    Vielleicht solltest du einfach mal über Ursache und Wirkung nachdenken. Und, auch wenn du es nicht begreifen kannst oder willst, keiner hier hat Verständnis für die Ermordung von Geiseln in dieser Schule, sondern man sucht nach Erklärungen, nach Ursache und Wirkung, was sich dir ganz offensichtlich verschließt. Und was du auch wieder nicht weißt ist, auf wessen Konto die Opfer dieser Geiselnahme gehen, (siehe oben). Wir alle wissen nur, was die Vertreter russischer Regierungsstellen, russischer Sicherheitskräft und russischer Medien erzählen. Wir wissen aber auch, daß man nicht alles glauben darf, da russische Medien nicht frei sind, und die russische Regierung ein besonderes und nachvollziehbares Interesse daran hat, ihre Verantwortung in ein besseres Licht zu stellen, als die Verantwortung tschetschenischer Rebellen, Geiselnehmer oder, auch gerne verwendet, Terroristen.

    Jemand hatte hier die Frage gestellt, wie unsereiner wohl reagieren würde, wären wir in gleicher Situation wie die Tschetschenen. Ich weiß es.
    Die einen würden sich anbiedern, die anderen das Gewehr in die Hand nehmen.
    Und uns als Terroristen zu bezeichnen, würden wir uns verbitten. Bei den Anbiederern sähe das natürlich anders aus.
     

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